12 Erinnerungsorte an Geschehnisse im 1. Weltkrieg im Grenzgebiet Deutschland – Belgien – Niederlande.
Teil 2: Kriegsopfer | Drei Länder – Drei Geschichten? | Kapelle
Am 12. September 1914 beschloss die Stadtverordnetenversammlung den Ehrenfriedhof an dieser Stelle anzulegen.
Zu dieser Zeit befand sich dort lediglich der Bismarckturm, ein Ausflugsziel im Wald. Der Bau des Turms war 1899 durch die Aachener Studentenschaft angeregt worden um Fürst von Bismarck ein Denkmal zu setzen. Die Bevölkerung sah dies eher kritisch. Sie war auf Bismarck wegen Kulturkampfes zwischen dem Königreich Preußen und der katholischen Kirche nicht gut zu sprechen. Am 22.07.1907 wurde der Turm eingeweiht und diente als Ausflugsziel. Bis heute wurde er mehrfach restauriert.
Der heutige Friedhof wurde 1930 eingerichtet, 1933 die Einsegnungshalle fertiggestellt.
Mit Ausbruch des 2. Weltkrieges muss der Friedhof im November 1939 für die Gefallenen erweitert werden. Zu den dort 2623 Ruhenden zählen Opfer des Bombenkrieges und 52 Verfolgte des nationalsozialistischen Regimes.
Im Oktober 1957 wurde inmitten des Ehrenfriedhofes ein 6,20 hohes Steinkreuz aus belgischem Granit aufgestellt. Ursprünglich wurde dieses Hochkreuz für den Soldatenfriedhof in Ougrée-Boncelles gestiftet, wo die deutschen gefallenen Soldaten beigesetzt waren. Nachdem diese auf andere Friedhöfe umgebettet worden waren, kam das Kreuz nach Aachen.
Im August des Jahres 1962 wurden 52 Urnen mit den sterblichen Überresten von Verfolgten des nationalsozialistischen Regimes, die bis dahin auf verschiedenen Aachener Friedhöfen bestattet waren, auf dem Ehrenfriedhof beigesetzt. Etwa die Hälfte sind politisch Verfolgte, bei den anderen handelt es sich um Menschen mit Behinderung und Homosexuelle. Sie wurden auf eine Gemeinschaftsanlage des Ehrenfriedhofes umgebettet. Jedes Urnengrab erhielt einen sog. Kissenstein, so dass die gesamte Anlage eine einheitliche und würdige Ausgestaltung erfuhr. Die Toten aus 16 Nationen haben hier ewiges Ruherecht.
Die Vereinigten Niederlande wurden 1814/15 auf dem Wieder Kongress geschaffen. Sie entstanden aus den ehemaligen Österreichischen Niederlanden, dem von Napoleon geschaffenen Königreich Niederlande und dem Fürstbistum Lüttich unter dem Oranier Wilhelm I.
1830 führte die Pariser Julirevolution auch in Brüssel zu Unruhen. Diese mündeten in der Loslösung der südlichen Provinzen aus dem Verband der Vereinigten Niederlande. Am 4. Oktober wurde – unterstützt durch Frankreich – die Unabhängigkeit des Landes verkündet.
Die Geschichte der Grenzen reicht bis in die heutige Zeit. 1990 verschwand die Bezeichnung Zollgrenzbezirk von den Schildern. Das Schengener-Abkommen von 1992 lockerte die Grenzen noch weiter, bis schließlich heute die Grenzhäuschen nicht mehr in ihrer ursprünglichen Funktion genutzt werden.
Doch es gab auch andere Zeiten. Bis Anfang der 50er Jahre brauchte man ein Visum, um nach Belgien zu fahren. Bis Mitte der 50er Jahre erhielt man bei jedem Einkauf in Vaals einen dreieckigen Stempel in den Ausweis. Ab 1954 reichte der Personalausweis und bis 1980 gab es Sammellisten bei Busfahrten in die sich alle Teilnehmer eintragen mussten.
Das Gebiet Eupen-Malmedy wechselte drei Mal die Nationalität. Laut Versailler Friedensvertrag ging es 1920 an Belgien. Durch den 2. Weltkrieg kam es 1940 zurück nach Deutschland und nach dem Krieg ging es zurück an Belgien, wozu es bis heute gehört.

Die Zunahme an Pilgern führte zur Idee, eine steinerne Kapelle zu bauen. 1823 wurde der Plan verwirklicht – die Kirche duldete die Wallfahrt stillschweigend.
Dies änderte sich erst 1829 mit der ersten kirchlich organisierten Wallfahrt. 1830 begannen offizielle Prozessionen. Die zu klein gewordene Kapelle wurde daraufhin 1831 vergrößert. Die Weihe der Kapelle brachte die endgültige kirchliche Anerkennung von Moresnet als Wallfahrtsort. 1873 wurde die Kapelle erneut erweitert. 1880 wurde sie eingeweiht, 1885 wurde mit dem Bau des in unmittelbarer Nähe gelegenen Klosters begonnen.
Im Rahmen des Kulturkampfes zwischen dem Königreich Preußen und der katholischen Kirche wurden in Preußen alle Klöster geschlossen – auch das Franziskanerkloster in Aachen. Die Mönche wurden 1875 in Moresnet aufgenommen und kehrten nach dem Kulturkampf nach Aachen zurück. 1894 kamen die Franziskaner-Mönche aus Aachen wiederum nach Moresnet und und unterstützten die Idee, neben der Gnadenkapelle einen Kreuzweg anzulegen. Zwischen 1898 und 1904 wurde er fertiggestellt und existiert bis heute. Ein sich windender Weg führt durch die parkähnliche Anlage zu Grotten aus Lavagestein und zu den Kreuzwegstationen mit Stationsbildern aus feinem französischem Sandstein.
Gegen Ende des 20. Jahrhunderts entschlossen sich die Franziskaner an der Südseite der Wallfahrtskirche eine separate neue Gnadenkapelle anzubauen, um die Pilgergottesdienste durch die Besucher des Gnadenbildes in der Kapelle nicht zu stören. Dieser Anbau wurde in den Jahren 1991/1992 – erneut in achteckiger Form – seitlich an dem Kirchenschiff errichtet.

„Wege gegen das Vergessen“ an der Volkshochschule Aachen erstellt.

Dokumentation Teil 1: Gelbe Kaserne | Vennbahntrasse – Truppentransport – Verwundete | Siedlungen Branderhof und Kalverbenden
Dokumentation Teil 2: Kriegsopfer | Drei Länder – Drei Geschichten? | Kapelle
Dokumentation Teil 3: Dreiländerpunkt | Akenerstraat, ehem. kleine Wacht | Klinikum – Städtische Krankenanstalten – Lazarett
Dokumentation Teil 4: Klinikum – Städtische Krankenanstalten – Lazarett | Hochschule und 1. Weltkrieg | Truppentransport – Verwundete